Ich treffe sie fast jeden morgen. Sie nimmt die gleiche Straßenbahnlinie wie ich und sie ist beim Aufzug zur Haltestelle immer um einen Tick schneller als ich. Die blonde, etwas dickliche Frau trippelte mit ihren Trippelfüßchen unter breitem Hintern in die Fahrstuhlkabine und wendet den Türen gleich den Rücken zu, damit sie nur ja keine Rücksicht nehmen muss. Sie sieht ja nicht, dass vielleicht noch jemand in die Kabine steigen will wie denn auch. Sie hat ja hinten keine Augen.
Doch heute habe ich sie ausgetrickst. Heute stand ich als erste vor der Lifttür. Natürlich fuhr ich nicht ohne sie. Ich will ja mit gutem Beispiel voran gehen. Ich beobachtete sie durch die chrom-blinkenden Teile im Aufzug. Sie maß mich von unten bis oben. Kann sie es vielleicht nicht leiden, wenn jemand mit ihr im Aufzug fährt? Möchte sie ihn ganz für sich alleine haben? Kann mir doch egal sein. Ich jedenfalls freute mich diebisch, dass mir diesmal der Lift nicht vor der Nase davongefahren ist.
Am Perron angekommen fuhr auch schon die Straßenbahn ein. Sie stieg in der Mitte ein, ich hinten. Genau zwischen uns - ein einziger freier Einzelsitzplatz. Sie hat mich eiskalt erwischt. Sie schnappte ihn mir vor der Nase weg. C'est la vie - c'est la guerre!
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